Wied-Baumgartner: "Ich war bis zur vierten Klasse im Hummelhofgymnasium, das gibt es in dieser Form nicht mehr. Damals war das ein alter Bauernhof, der eine reine Mädchenschule war und ein derartiger "Zickenhaufen" ebenso, dass ich mir gedacht habe, das interessiert mich nicht mehr. Deshalb wollte ich in eine andere Oberstufe weitergehen. Es gab jedoch nicht viele Möglichkeiten. Bei uns wurde angeboten, die Kindergartenschule, HTL und das Borg zu besuchen und daher habe ich mir gedacht, das passe, denn Klavier gespielt habe ich, somit bin ich dann gut im Musischen Zweig aufgehoben gewesen."
Wann und in welchem Zweig haben Sie absolviert?
Wied-Baumgartner: "Im Jahre 1984 habe ich die Matura im Musikzweig absolviert."
Wussten Sie bereits nach der Matura, welcher Ihrer Leidenschaften Sie nachgehen wollten? War es schon immer Ihr Ziel Ärztin zu werden?
Wied-Baumgartner: "Das habe ich bereits in der Volksschule gewusst. Ich bin eine der wenigen gewesen, die gewusst hat, dass sie Ärztin werden wollte. Eine zweite Option, die ich als kleines Mädchen ausgewählt hatte, war Stewardess. Das war für mich etwas ganz Tolles, aber dafür war ich, denke ich, überhaupt nicht geeignet und ich habe ohnehin immer schon gewusst, dass ich Ärztin werden möchte."
Wie empfanden Sie die Zeit im Borg und haben Sie eine schönste Erinnerung/ Anekdote, die Sie mit uns Teilen möchten?
Wied-Baumgartner: "Teilweise lustig, teilweise schrecklich, aber ich bin sowieso keine Schülerin gewesen, die gerne in die Schule gegangen ist. Ich habe alles locker vom Hocker gemacht und das, wofür man aufwändig hätte lernen müssen, fand ich nicht so lustig. Da wären wir beim Stichwort Mathematik - das ist mein schlechtestes Fach gewesen und ich habe immer wieder Mathematiklehrer gehabt, die gesagt haben, dass ich ein Studium nie schaffen würde. An alle gerichtet, die noch nicht in Pension sind: Mein Minimalaufwand für dieses Fach hat gereicht für ein Medizinstudium.
Es gibt viele lustige Anekdoten und Geschichten, die wirklich nett sind. Ich hatte einen netten Klavierprofessor, er war einäugig, hatte eine schwarze Binde ums Auge und er sagte immer: "Was wollt ihr spielen, was ist euch denn lustig?" Das war in meiner Zeit nicht so normal. Er war eigentlich ein sehr toller Professor gemein-sam mit einem anderen - Prof. Hönig. Die Beiden mischten die Schule ein bisschen auf. Eine lustige Anekdote vom Herrn Professor Hönig gibt es. Ein Schüler hat immer ohne Betonungen gelesen, worauf Prof. Hönig auf ein Fenster gesprungen ist, einen Schal genommen und geschrien hat: "Hönig in Not."
Ich erinnere mich mit Liebe an unseren Zeichenlehrer, der für uns Gitarre gespielt hat. Mit ihm sind wir immer ins Gericht gegangen und haben dort anschließend Gerichtsverhand-lungen gezeichnet. Genauso haben wir wunderbare Bäume an der Donaulende gezeichnet. Das waren einfach klasse Geschichten."
Welchen Rat würden Sie uns Schülern auf den Weg mitgeben?
Wied-Baumgartner: "Oh ja, viele. Nachdem ich selber Mama von zwei 16 und 17 Jährigen bin, sage ich einfach, nehmt es nicht so ernst. Es gibt noch ein Leben danach. Die Schulen waren ganz anders, als bei euch, ihr habt viele Anforderungen, denen ihr gerecht werden müsst und jeder Gegenstand ist "total wichtig".
Ich gebe euch eines auf den Weg: ihr gelangt auch so an euer Ziel, ihr müsst nur hartnäckig genug sein, denn, wenn ich an meine Mathematikkünste denke, wo ich jedes Jahr zwischen sein und nicht sein war, kann ich nur sagen, wenn man sich für etwas entscheidet, verfolgt man das auch und macht das dann auch gut. Wenn ihr Ziele vor Augen habt, dann erreicht ihr diese auch. Man muss nur wollen und man darf nicht aufgeben. Never give up. Das ist das Wichtigste."
Woher kommt Ihr be-sonderes Interesse für Medizin?
Wied-Baumgartner: "Ich habe mich eigentlich schon sehr bald damit beschäftigt. Bei mir in der Familie war zwar niemand Arzt, aber mir hat das trotzdem immer gefallen."
Wären Sie bereit uns einen kurzen Einblick über die Zeit in Katar zu schenken?
Wied-Baumgartner: "Katar liegt am persischen Golf. Damals waren 400 000 Katarer und 2 Millionen Fremdarbeiter dort, also Ärzte, Anwälte, etc.. Alles deren Sklaven. Es ist unmenschlich dort zu arbeiten. Amnesty International ist schon lange in Katar und das ist mit ein Grund, warum ich seit einem Jahr nicht mehr hinfahre und keine Kurse mehr gebe. Ich gehe mit der Unmenschlichkeit einfach nicht konform. Als Frau hatte ich nie ein Problem, obwohl es eine absolute Männerdomäne ist. Es gab beispielsweise unter den Sport-
ärzten nur eine einzige Frau, die die Handballdamen betreute, alle anderen waren nur Männer. Aber ich bin dort ganz gut, aufgrund meines Wissens aufgenommen worden und auch wertschätzend bhandelt worden."
Wie beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit? Was hilft Ihnen am besten, um zu entspannen?
Wied-Baumgartner: "Freizeit habe ich eigentlich nicht so viel. Bin oft in der Praxis oder in Kursen. Was ich aber gerne mache ist Schi fahren, reisen und Zeit mit meiner Familie verbringen."
Ihr Lieblingskomponist/
Lieblingsmusiker?
Wied-Baumgartner: "Ich bin offen für jede Musik. Egal ob Jazz, mag die Band Bilderbuch, was ich aber gar nicht mag ist Volksmusik."
Ihr Hauptcharakterzug? Stärken/Schwächen
Wied-Baumgartner: "Ich bin sehr ehrlich. Manchmal sogar zu ehrlich."
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am Meisten?
Wied-Baumgartner: "Offenheit und dass jemand für einen da ist, wenn man ihn braucht. Durch dick und dünn gehen."
Was ist für Sie das voll-kommene irdische Glück?
Wied-Baumgartner: "Eine gesunde Familie."
Was sind Ihr Lebensmotto und ihre Ziele?
Wied-Baumgartner: "Immer nach vorne schauen und die Vergangenheit akzeptieren. Den Augenblick genießen."